Barbara Reik – Barbarossa und die Wäscherin: Die geheime Liebe des Königs

Beschreibung
Die geheime Liebe des Königs – ein historisches Hörspiel aus der Zeit der Staufer.

Schwaben in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Als Barbarossa zum ersten Mal die junge Wäscherin Rosa trifft, kann noch niemand ahnen, dass er als Kaiser einmal Weltgeschichte schreiben wird. Fasziniert von der einfachen Wäscherin sucht er immer wieder ihre Nähe. Für ihn sind die Gespräche mit ihr voll erstaunlicher Erkenntnisse. Und schließlich entdecken der Herrscher und die Wäscherin ihre tiefe und ehrliche Liebe zueinander. Dann erfüllt sich auch noch Barbarossas Traum von Macht, Ruhm und Einfluss: er wird überraschend zum König gekrönt – und es kommt zu einer schicksalhaften Wende… nicht nur im Leben des Königs.

Sprecher
Michael Heuel u. a.

Länge
1 h 25 m

Meine Meinung
Barbarossa und die Wäscherin ist eine sehr nette Geschichte, die eine Mischung aus Erzählung und Hörspiel ist. Es wird hier die Geschichte erzählt, wie Friedrich Barbarossa die Wäscherin zum ersten Mal am Fluss erspäht, ihr beim Singen zuhört und sofort von der hellen Gestalt fasziniert ist. Sie reden ein wenig miteinander und fortan kommt Barbarossa immer öfter bei ihr vorbei, um mit ihr zu reden. Denn sie gibt ihm einen ganz anderen Blick auf die Welt und das Leben der armen Leute. Ja, und es kommt wie es kommen musste, die beiden verlieben sich natürlich. Eine unmögliche Liebe, was beiden klar ist – und dann wird die Geschichte tragisch.

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Kann man doch als Quintessenz sagen, dass es durchaus genutzt hat, dass der Herrscher mit den einfachen Leuten geredet hat. Denn – als er endlich die Macht dazu hat – unternimmt er einiges, damit die Welt auch für die armen Leute ein Stück weit erträglicher wird.

Die Mischung aus Erzählung und Hörspiel hat mir gut gefallen. Es waren nicht zu viele Geräusche unterlegt und der Text war jederzeit gut zu verstehen. Wer meinen Blog aufmerksam liest weiß, dass ich des Öfteren Probleme mit Hörspielen habe, da ich aufgrund der zu lauten Hintergrundgeräusche nicht alles verstehen kann. Das war hier anders. Sehr angenehm fand ich das Zuhören.

Als ich die Geschichte fertig gehört hatte, dachte ich: Das ist ähnlich rührend wie „Krammetsvogel“ von Nicole Rensmann. Manchmal trifft man per Zufall auf einfach schöne Geschichten. Diese hier gehört dazu.

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Weitere Informationen
Weitere Informationen gibt es bei Yellow King Productions
Und hier geht es direkt zur Hörprobe und zum Hörbuch: Barbara Reik – Barbarossa und die Wäscherin  oder auch bei Amazon.de

Herzlichen Dank an Yellow King Productions für das Rezensionsexemplar.

Anatol Regnier – Wir Nachgeborenen – Kinder berühmter Eltern

REgnierBeschreibung
Anatol Regnier, Sohn von Charles Regnier und Pamela Wedekind, Enkel Frank Wedekinds, hat ein spannendes Buch über Menschen geschrieben, die als Nachfahren berühmter Familien mit Fluch und Segen ihrer Herkunft umgehen müssen. Er schöpft dafür aus  einem  faszinierenden Kreis von Verwandten, Bekannten und Kindheitsfreunden, in dem sich große Namen des 20. Jahrhunderts tummeln. Ausgehend von seiner eigenen Geschichte gewährt er in einfühlsamen Porträts amüsante und tragische Einblicke. Fast immer geht es um Theater, Literatur, Musik, aber auch um Politik und die deutsche Vergangenheit. So verbindet sich mit seinem eigenen verschlungenen Lebensweg, in dem das legendäre Ambach am Starnberger See eine bedeutsame Rolle spielt, auch ein Stück deutsche Kulturgeschichte.

Anatol Regnier erzählt selbst – auf unnachahmliche und berührende Weise. Gitarrenklänge markieren den Übergang zwischen den Kapiteln.

Sprecher
Anatol Regnier

Länge
300 Minuten

Meine Meinung
Ich muss gestehen, als ich zuerst in das Hörbuch hineinhörte, schaltete ich es direkt wieder ab. Diese Stimme! Ich war entsetzt. Lange hat es dann gedauert, bis ich einen erneuten Versuch startete. Beim zweiten Anlauf fand ich die Stimme nicht mehr ganz so fürchterlich –  aber wirkliche Freunde sind wir über das gesamte Hörbuch nicht geworden.

Doch was Anatol Regnier zu erzählen hat, fand ich äußerst interessant! Er erzählt seine eigene Geschichte, immer wieder unterbrochen durch Episoden und Beschreibungen von anderen berühmten Nachkommen, die er alle kennt. Unglaublich, was dieser Mensch für eine Verwandtschaft und für einen Bekanntenkreis hat.

So erfährt man hier neben vielen anderen Geschichten auch einiges über Friedrich Gulda und Hans Fallada, denn klar, eine kurze Beschreibung der berühmten Eltern darf nicht fehlen. Hans Fallada hätte ich mir als Person ganz anders vorgstellt, wenn man sich seine einfühlsam geschriebenen Geschichten anschaut. Doch ganz so nett war er dann wohl doch nicht. Was aber in meinen Augen sein künstlerisches Schaffen in keinster Weise schmälert.

Ja, Nachkomme von berühmten Eltern zu sein, kann einerseits ein Fluch, andererseits aber auch ein Segen sein. Doch eines scheint es immer zu sein: Sehr schwierig für den Nachwuchs, sich selbst zu finden.

Dieses Hörbuch fand ich inhaltlich toll, auch die zwischen den Kapiteln eingespielte Gitarrenmusik empfand ich als sehr schön und passend. Hätte Anatol Regnier dieses Hörbuch nicht persönlich gelesen, sondern ein anderer Sprecher, der mir besser ins Ohr geht, dann wäre ich restlos begeistert. Sehr empfehlenswert finde ich es aber auf alle Fälle.

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Mein herzlicher Dank für das Rezensionsexemplar geht an den BONNEVOICE Hörbuchverlag.

George Orwell – Farm der Tiere

Farm der TiereBeschreibung
„Die Fabel vom Aufstand der Tiere des Farmers Jones und vom allmählichen Umschlag der Revolution in ihr den Status quo ante wiederherstellendes Gegenteil gehört zu den bekanntesten literarischen Werken des 20. Jahrhunderts. Der Satz „Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere“ wurde zum geflügelten Wort.“

Sprecher
Hans Korte

Länge
3 h 46

Meine Meinung
„Vier Beine gut, zwei Beine schlecht“.

Es gibt Bücher, die sollte man öfters in seinem Leben lesen oder hören. „Farm der Tiere“ gehört hier eindeutig dazu. Vor vielen Jahren habe ich es gelesen, jetzt habe ich es nochmals gehört. Und was soll ich sagen: ich war wieder fasziniert von dieser Fabel.

Orwell beschreibt sehr faszinierend die „shifting baselines“ anhand der kleinen aber feinen Gesesetzesänderungen, die sich an der Gesetzeswand an der Scheune plötzlich über Nacht wiederfinden. Man wundert sich zwar, aber unternimmt nichts – man nimmt es einfach hin. Klasse fand ich auch die Auswahl der Tiere. Dass ausgerechnet die Schweine die „Herrschaft“ übernommen haben und man diese zum Schluss nicht mehr vom Menschen unterscheiden konnte, fand ich sehr aussagekräftig.

Sehr toll fand ich auch die Lesung von Hans Korte. Er hat es mit viel Leidenschaft und sehr professionell vorgetragen. Und: er hat sogar das Lied gesungen! Wenn auch in einer gänzlich anderen Melodie, als im Text beschrieben wurde. Aber egal. Ich fands toll.

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Weitere Informationen
Weitere Informationen gibt es bei Audible.de. Und hier geht es direkt zur Hörprobe und zum Hörbuch: George Orwell – Farm der Tiere

Siehe auch:

Antoine de Saint-Exupéry – Der kleine Prinz

Beschreibung
Das zentrale Thema dieser gedankentiefen und zartempfundenen Geschichte vom kleinen Prinzen ist die Aufhebung der Einsamkeit in der Freundschaft. Der kleine Prinz ist nichts anderes als ein Teil von Saint-Exupery selbst, der der rationalen Sehweise der Erwachsenen, ihrer Besitzergreifung der Welt durch Zahlen, ihrer Art der Beweisführung und ihrer Logik in den Parabeln von der Rose und vom Fuchs das Gebot der Mitmenschlichkeit entgegenhält. “Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.”

Sprecher
Ulrich Mühe

Länge
2 CDs

Meine Meinung
Geht es dir auch so? In recht regelmäßigen Abständen muss ich diese wunderbare Geschichte einfach immer wieder hören oder lesen. Vor einer Woche war mal wieder das Hören an der Reihe.

Hach, der kleine Prinz auf seiner Reise – seine Begegnungen mit z. B. dem Säufer, dem Laternenanzünder, dem Kaufmann, dem König und dem Geographen, um nur ein paar zu nennen – sie begeistern mich immer wieder.

Wunderschön auch die Episode mit dem Schaf in seiner Kiste – mit dem Maulkorb. Und der Rose mit den drei Dornen.

Beim diesmaligen Hören hat mir der Spruch: „Man läuft Gefahr, ein bisschen zu weinen, wenn man sich hat zähmen lassen.“ besonders gut gefallen. Momentan finde ich diesen Spruch eben auch für mein Leben besonders passend. Welche Weisheit aus diesem Büchlein mir besonders gut gefällt, hängt immer von meiner momentanen Stimmung und Lage ab. Geht es dir auch so?

Leider habe ich eine etwas gekürzte Version. Die Aufmachung hatte mir damals halt so gut gefallen. Das Hörbuch war in einer runden Blechdose. Fand ich toll! Doch Ulrich Mühe liest diese Version so hervorragend, dass ich darüber hinwegsehen kann – schweren Herzens.

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Oscar Wilde – Das Gespenst von Canterville

Beschreibung
Als die amerikanische Familie Otis das englische Schloss Canterville kauft, wird sie gewarnt: Ein Gespenst treibe dort seit Jahrhunderten sein Unwesen. Doch die wenig abergläubischen Amerikaner haben keine Angst vor dem Geist, sie machen sich sogar lustig über wiederkehrende Blutflecken und Kettengerassel. Das Gespenst von Canterville ist verzweifelt, niemand nimmt es mehr ernst …

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Sprecher
Thomas Vogt

Länge
79 Minuten

Meine Meinung
Eine sehr schöne Geschichte um ein Gespenst, das in eine tiefe Depression verfällt, da ihn die neuen Hausbesitzer nicht mehr ernst nehmen und sich vor ihm nicht fürchten. Doch wie es weiter- und ausgeht, wird hier natürlich nicht verraten. Nur soviel: hach, ich fand es schön.

Fazit: empfehlenswert

Weitere Informationen
Eine Hörprobe sowie weitere Informationen gibt es bei Audible.de
Und hier geht es direkt zum Hörbuch: Oscar Wilde – Das Gespenst von Canterville

Siehe auch:

Leo Tolstoi – Der Schneesturm

Beschreibung
In der Erzählung „Der Schneesturm“ geht es um eine Reise durch das winterliche, frostige Russland, die ins Ungewisse zu führen scheint: Der hereinbrechende Schneesturm überrascht den Fuhrmann des Ich-Erzählers und erschwert die Weiterfahrt erheblich; schließlich lässt das Schneetreiben keine Orientierung mehr zu. Glücklicherweise treffen die Reisenden auf eine Postkutsche, auf deren Spur sie ihrem Ziel zunächst näher kommen. Doch dann scheint es so, als ob auch deren Kutscher sich in der nächtlichen weißen Wildnis verfahren hat …

Sprecher
Andreas Herrler

Länge
67 Minuten

Meine Meinung
»Herr und Knecht« in zweiter Ausgabe? Oder welches Buch hat er zuerst geschrieben? Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat mich »Der Schneesturm« sehr an »Herr und Knecht« erinnert, verirren sich in beiden Büchern doch die Herrschaften in einem Schneesturm. Da ich aber »Herr und Knecht« ausgefeilter fand, denke ich mal, dass er zunächst den »Schneesturm« schrieb und »Herr und Knecht« dann feiner ausarbeitete.

Es ist sehr eindeutig, dass Tolstoi ein Russe war und sich wohl des Öfteren in Schneestürmen aufhielt bzw. von ihnen überrascht wurde. Denn er beschreibt das unendliche Weiß derart detailliert, das könnte keiner, der nicht ständig von Schnee umgeben ist.

Eigentlich ist »Der Schneesturm« eine einzige Irrfahrt, nicht einmal der Kutscher weiß noch, wo der Weg ist. Ob die beiden Reisenden letztendlich überleben oder doch erfrieren, wird hier natürlich nicht verraten. Aber wem es im Sommer einmal zu heiß sein sollte, dem empfehle ich »Der Schneesturm«. Während des Hörens wird man sich eine Heizdecke wünschen 😉

Andreas Herrler als Sprecher war absolut ok.

Fazit: ganz nett

Dieses Hörbuch wird neben 22 anderen Hörbüchern bis zum 31.12.2012 als Gratisdownload in der Hörbuchbibel 2012 angeboten.

Siehe auch:

Eric-Emmanuel Schmitt – Oskar und die Dame in Rosa

Beschreibung
Mit diesem Hörspiel ist ein kleines Kunststück gelungen: Stilsicher, ohne falsche Sentimentalität wird ein schwieriges, nahezu tabuisiertes Thema „philosophisch“ umkreist. Es ist das Sterben von Kindern aus der Sicht eines Kindes, das weiß, dass es nicht mehr lange leben wird. Vielleicht liegt es an der großartigen Gisela Trowe, die als Oma Rosa den kleinen Oskar bis zum Ende begleitet, vielleicht an Jannik Schümann in der Rolle des leukämiekranken Oskar, jedenfalls fühlt man sich am Ende des Hörspiels unerwartet leicht, zuversichtlich und kein bisschen bedrückt. Mehr noch, man hat einen anderen Blick auf den Tod bekommen.

Eingebettet in die Geschichte eines kleinen Jungen, der sterben wird, es weiß und in Briefen an Gott von seinen Erlebnissen erzählt, wird der philosophische Stoff des Todes inszeniert. Denn es ist wichtig, dass darüber gesprochen wird. Am Anfang leidet Oskar zwar unter seinem bevorstehenden Tod, mehr noch macht ihm aber das Verhalten seiner Eltern zu schaffen. Oskar spürt, wie sie sich abwenden, er fühlt ihre Lügen und kann das nur als Liebesentzug verstehen. Zu der unfassbaren, ungerechten Todesverurteilung kommt für ihn noch die Abwendung seiner Eltern.

In diesem verzweifelten Stadium hilft dem krebskranken Oskar Oma Rosa. Sie rät ihm, Briefe an den lieben Gott zu schreiben und sich vorzustellen, ab sofort jeden Tag zehn Jahre älter zu werden. Und Oskar lässt sich darauf ein, er durchlebt im Zeitraffer Pubertät, Liebe und Eifersucht, Midlife-Crisis und das Alter. Er feiert mit Oma Rosa und seinen Eltern noch ein wunderbares Weihnachtsfest und stirbt dann im Einklang mit sich und der Welt.

Eric-Emmanuel Schmitt zählt zu den international erfolgreichsten zeitgenössischen Dramatikern. Nach der inzwischen verfilmten, erfolgreichen Erzählung „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ wurde auch „Oskar und die Dame in Rosa“ ein Bestseller. Der Autor kannte selbst einen todkranken Jungen; seinen Vater, der als Physiotherapeut arbeitete, durfte er oft in die Klinik begleiten. Mit „Oskar und die Dame in Rosa“, im Februar 2002 als Bühnenstück in Paris uraufgeführt, schrieb der ehemalige Philosophiedozent eine wichtige Geschichte über Leben und Tod. Das Buch gehört zur „Trilogie des Unsichtbaren“. „Oskar und die Dame in Rosa“ thematisiert das Christentum, „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ widmet sich dem Sufismus, und „Milarepa“ beschäftigt sich mit dem Buddhismus.

Fazit: Regisseur Sven Stricker hat ein bewegendes Hörspiel geschaffen, ein wichtiges Thema beeindruckend inszeniert. Mit Weisheit, Humor und bar jeglicher Sentimentalität. Eine Produktion des Norddeutschen Rundfunk 2003.

Sprecher
Gisela Trowe (als die Dame in Rosa) und Jannik Schümann (als Oskar, den krebskranken Jungen)

Länge
88 Minuten

Meine Meinung
Was für eine schöne Erzählung! Schon allein der Mut, sich an solch ein Thema heranzuwagen, verdient ein Extrasternchen. Denn es ist wohl so ziemlich das schwierigste Thema überhaupt: wenn Kinder sterben müssen.
Eric-Emmanuel Schmitt hat mit seiner robusten Dame in Rosa eine starke Persönlichkeit erfunden, die Oskar immer wieder mit Rat und Tat beiseite steht und stets gute Tipps für ihn hat, wie er seine Gedanken positiver lenken kann.
So hatte ich hier ein Hörbuch vor mir, dass mit viel Charme, viel Ernsthaftigkeit aber auch mit sehr viel Witz recht leicht erzählt wird, auch wenn es eigentlich verdammt schwere Kost ist.
Selten habe ich gesehen, dass diese Gratwanderung bravouröser gemeistert wurde. Es ist kein bisschen kitschig, es rührt nicht (oder fast nie) zu Tränen und doch schwebt das Thema „Tod eines Kindes“ stets über dem Geschriebenen bzw. Gehörten. Denn einzig darum und wie man mit dem Wissen um den nahen Tod umgehen kann, geht es in diesem Hörspiel.

Die beiden Sprecher waren super! Keine Stimme hätte besser zu „Oma Rosa“ gepasst, keiner hätte den jungen Oskar besser vertonen können. Insgesamt war dieses Hörspiel sehr, sehr gut gemacht. Großes Lob an den Regisseur Sven Stricker.

Fazit: absolut empfehlenswert

Siehe auch:

Herman Melville – Ich und mein Kamin

Beschreibung
Herman Melville erzählt von dem Kamin seines Hauses, der in seiner hässlichen Umfänglichkeit jedermann zu stören scheint. Je härter die nicht nur familiären Attacken gegen dieses Wahrzeichen der Gemütlichkeit und Solidität werden, desto mehr wächst der Widerstand des Verteidigers.

Sprecher
Christian Brückner

Länge
87 Minuten

Meine Meinung
Was für ein tolles Hörbuch, wunderbar vertont von Christian Brückner.

Diese Geschichte beginnt zunächst sehr ausführlich mit der Beschreibung der Ausmaße des Kamins. Und er ist groß, verdammt groß! In der Mitte des Hauses steht er und beheizt somit alle sich an ihn schmiegende Zimmer. Dieses Haus muss wirklich sehr abenteuerlich gebaut sein. Denn manche Zimmer haben z. B. 7 Türen. Eine führt nach oben, die andere nach unten, eine weitere in die Küche – ein kleines Labyrinth – zumindest für die sich immer wieder verlaufenden Besucher.

Aber der Protagonist liebt seinen Kamin. Bewundert ihn, beschützt ihn. Leider ist er der einzige im Haus, der diesen Kamin so sehr in sein Herz geschlossen hat. Seine Frau und seine Töchter versuchen ihn immer wieder davon zu überzeugen, den Kamin doch einfach abzureisen, um einfach mehr Platz im Haus zu haben. Aber er bleibt stur. Die wildesten Spekulationen eines Architekten werden aufgestellt, selbst von einem geheimen Raum ist die Rede und dann meint er: … tja, das wird hier nicht verraten 😉

In einer wirklich sehr schönen Sprache, einem tollen Stil und mit sehr viel Charme und Witz wird hier die Geschichte eines alten sturen „Bocks“ erzählt, dem einzig er, sein Kamin und vielleicht noch seine Pfeife wichtig sind. Sehr oft musste ich wirklich ob der bizarren Vergleiche und der herrlichen Ausdrucksweise laut lachen.

Beste Unterhaltung ist auch hier – wie auch schon bei „Moby Dick“ und „Bartleby“ wieder garantiert.

Fazit: stars_5 absolut empfehlenswert

Weitere Informationen
Eine Hörprobe sowie weitere Informationen gibt es bei Audible.de
Und hier geht es direkt zum Hörbuch: Herman Melville – Ich und mein Kamin

Siehe auch:

Stefan Zweig – Schachnovelle

Beschreibung
Die Schachnovelle bildet den Höhepunkt von Stefan Zweigs Novellenkunst. Die perfekt gebaute, spannende und psychologisch überzeugende Erzählung kulminiert in der Konfrontation von zwei Meistern des Schachspiels, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Entstehung:
Die Novelle entstand 1941 in Petropolis, Zweigs brasilianischem Exil, und spiegelt in den Erlebnissen des Dr. B. die nationalsozialistische Schreckensherrschaft wider, vor welcher der Autor aus Europa geflohen war.

Inhalt:
Auf einer Schiffsreise von New York nach Buenos Aires kommt der Ich-Erzähler dem arroganten Schachweltmeister Mirko Czentovic erst nahe, als sich dieser bereit erklärt, gegen alle Hobbyspieler gemeinsam eine Partie zu spielen. Als diese schon verloren scheint, greift ein Dr. B. in das Spiel ein und holt gegen Czentovic noch ein Remis heraus. Durch Dr. B.s seltsames Spielfieber neugierig gemacht, will der Ich-Erzähler mehr von ihm erfahren. Daraufhin berichtet ihm Dr. B. von seiner monatelangen Einzelhaft im Wiener Gestapo-Gefängnis, wo er dem Irrewerden nur dadurch entkam, dass er aus einem entwendeten Schachbuch Meisterpartien nachspielte. Als er danach begann, gegen sich selbst zu spielen, erlitt er eine Art »Schachvergiftung«, die in an den Rand des Wahnsinns brachte, aber auch seine Entlassung aus dem Gefängnis zur Folge hatte. Das Spiel gegen Czentovic war Dr. B.s erste Partie seither. Das zweite Spiel, das er allein gegen den Weltmeister spielt, gewinnt er souverän. Bei der Revanche zeigen sich allerdings wieder alle Symptome der »Schachvergiftung«, woraufhin Dr. B. das Spiel abbricht und keine Schachfiguren mehr anrühren will.

Aufbau:
Die Novelle verschränkt kunstvoll eine Rahmenhandlung, die in dem Duell der beiden Schachmeister gipfelt, mit der Binnenerzählung des Dr. B. von seiner Inhaftung in Wien. Geschickt lässt Zweig durch das bewusst langsame und leidenschaftslose Schachspiel des stumpfsinnigen und habgierigen Weltmeisters bei Dr. B. dieselben Krankheitssymptome auftreten wie in der Gestapohaft und legt damit dem Leser nahe, zwischen dessen Geisteszustand und den nationalsozialistischen Terrormethoden Parallelen zu ziehen. Dr. B.s Abbruch der Partie symbolisiert somit auch die Hilflosigkeit des bürgerlichen Humanismus gegenüber dem faschistischen Ungeist.

Sprecher
Christoph Maria Herbst

Länge
146 Minuten

Meine Meinung
Ein Ausflug zurück in meine Jugend – direkt hinein in den Deutschunterricht, in der ich diese Novelle auch schon lesen durfte/musste. Damals hatte ich anscheinend nichts kapiert, denn ich konnte diesem Buch nichts Besonderes abgewinnen.

Heute Abend jedoch lauschte ich fasziniert jedem einzelnen Satz, stellte mir dieses Horrorszenario leibhaftig vor Augen vor, eingesperrt in ein Zimmer zu sein, einzig mit einem Schachbuch als Beschäftigungsmöglichkeit. Der Gedanke, Schach gegen sich selbst zu spielen wurde hier sehr ausführlich beschrieben – ist ja auch absolut irrwitzig, wenn man mal über das Spiel an sich nachdenkt. Dr. B. spielte alle Schachpartien ohne Brett, ohne Figuren und das auch noch gegen sich selbst – da muss man ja irre werden.

Und dann der Schlussteil, in dem er gegen den amtierenden, völlig stumpfsinnig spielenden Schachweltmeister spielt – grandios!

Sehr beeindruckt hat mich auch der letzte Satz dieses Hörbuchs, den ich hier aber natürlich nicht verraten werde 😉

Christoph Maria Herbst war eine sehr gute Wahl als Sprecher. Ich weiß nicht, irgendwie bin ich bei ihm als Sprecher immer etwas skeptisch. Aber dies war nun das zweite Buch, das ich von ihm hörte und er macht seine Sache wirklich absolut professionell! Er ist ein sehr guter Hörbuchsprecher – muss ich zugeben 😉

Fazit: stars_5 absolut empfehlenswert

Weitere Informationen
Eine Hörprobe sowie weitere Informationen gibt es bei Audible.de