Amor Towles – Ein Gentleman in Moskau

Beschreibung
Moskau, 1922. Der genussfreudige Lebemann Graf Rostov wird verhaftet und zu lebenslangem Hausarrest verurteilt, ausgerechnet im Hotel Metropol, dem ersten Haus am Platz. Er muss alle bisher genossenen Privilegien aufgeben und eine Arbeit als Hilfskellner annehmen. Mit seinen 30 Jahren ist Rostov ein äußerst liebenswürdiger, immer optimistischer Gentleman.

Trotz seiner eingeschränkten Umstände lebt er ganz seine Überzeugung, dass selbst kleine gute Taten einer chaotischen Welt Sinn verleihen. Aber ihm bleibt nur der Blick aus dem Fenster, während draußen Russland stürmische Dekaden durchlebt. Seine Stunde kommt, als eine alte Freundin ihm ihre kleine Tochter anvertraut. Das Kind ändert sein Leben von Grund auf. Für das Mädchen wächst er über sich hinaus.

Diese ungekürzte Hörbuch-Fassung wird exklusiv von Audible präsentiert und ist ausschließlich im Download erhältlich.

Sprecher
Hans Jürgen Stockerl

Länge
18 h 14 m

Meine Meinung
„Ein Gentleman in Moskau“ ist ein wundervoller Roman über Russland im Allgemeinen, seine Menschen und Lebensumstände unter Stalin und natürlich einem äußerst charmanten Gentleman, der sich die verändernden Zeiten nur aus seinem Fenster im Dachgeschoss und als Kellner miterleben darf. Er steht unter lebenslangem Hausarrest und ist somit auf immer mit dem Hotel Metropol unfreiwillig verbandelt. Doch er macht unermüdlich immer wieder das beste aus seiner Lage.

Etwas erträglicher macht ihm seine Situation, dass er unter den Angestellten des Hotels einige sehr gute Freunde gewonnen hat. Doch einen richtigen Lebensinhalt bekommt er erst, als eine Freundin ihm ihre kleine Tochter für den Zeitraum von ca. 2 Monaten anvertraut. Sie muss dringend verreisen und kann ihre Tochter leider nicht mitnehmen. Doch die Mutter des kleinen Mädchens kehrt nie zurück. So ist er ungewollt zum Vater „mutiert“ und hat eine echte Herausforderung zu bewältigen. Doch diese tut ihm sehr gut und nicht selten wächst er über sich selbst hinaus.

Sehr amüsant fand ich hier z. B. die Szene, als die beiden zum ersten Mal beim Essen saßen und er überhaupt nicht auf die Idee kam, dass ein 5-jähriges Mädchen ihr Fleisch nicht selbst klein schneiden kann etc. Das war ganz herrlich und sehr nachvollziehbar beschrieben. Ach, es gibt hier so einige Szenen, die einfach ganz wunderbar beschrieben sind.

Mir war der Gentleman auf Anhieb sehr sympathisch. Auch seine Freunde waren so, wie man sich echte Freunde vorstellt und wünscht. Ohne sie wäre er zweifelsohne an seiner Situation verzweifelt. Doch einen wirklichen Lebenssinn gab ihm erst das kleine Mädchen, das nun in seiner Obhut groß wurde.

Auch das Ende der Geschichte hat mir sehr gut gefallen und mir ein Lächeln ins  Gesicht gezaubert. Denn ganz Gentlemanlike… nein, das verrate ich nun nicht. Das musst du dir schon selbst anhören.

Wer russische Geschichten mag, wird mit diesem Hörbuch sicher nicht in seiner Wahl daneben liegen.

Hans Jürgen Stockerl fand ich toll als Sprecherbesetzung. Er passte zu der gesamten Story sehr gut.

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Weitere Informationen
Weitere Informationen gibt es bei Audible.de. Und hier geht es direkt zur Hörprobe und zum Hörbuch: Amor Towles – Ein Gentleman in Moskau

Ruth Ware – Im dunklen, dunklen Wald

im-dunklen-dunklen-waldBeschreibung
Als Nora die Einladung zum Junggesellinnenabschied ihrer besten Highschool-Freundin Clare erhält, ist sie wie vor den Kopf gestoßen. Zehn Jahre sind vergangen, seit sie Clare zuletzt gesehen hat, zehn lange Jahre, in denen die beiden keinen Kontakt hatten. Wider besseres Wissen nimmt Nora die Einladung an. Ein folgenschwerer Fehler. Als sie nach dem Wochenende in einem Krankenhaus erwacht, kann sie sich nur noch an wenig erinnern. Eines jedoch weiß sie gewiss: In dem abgelegenen Haus im Wald wurde jemand getötet. Doch wer – und von wem – weiß sie nicht. Ist es möglich, dass sie selbst etwas mit der furchtbaren Tat zu tun hat? Ist sie eine Mörderin?

Sprecher
Julia Nachtmann

Länge
10 h 33 m

Meine Meinung
Eins vorneweg. Dieser Thriller dürfte hauptsächlich Frauen gefallen.

Wie schon oben beschrieben, sagt Nora zu, an dem Junggesellinnenabschied ihrer früheren Highschool-Freundin teilzunehmen. Sie hat zwar schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr und empfindet das auch in keinster Weise als Verlust, doch  trotzdem sagt sie zu. Das fand ich ziemlich unlogisch. Aber gut, ohne ihre Zusage hätte es die ganze Geschichte nicht gegeben. Also nehmen wir das einfach mal so hin.

So reist Nora also mit einer anderen Freundin aus der Highschoolzeit zu dem Event, der irgendwo abgelegen in einem Waldstück in einem sehr imposanten Glashaus stattfinden soll.

Es dauert etwas, bis sich alle Gäste eingefunden haben. Anfangs fand ich das alles etwas langatmig. Alle stellten sich zunächst einmal vor, denn viele kannten sich überhaupt nicht. Und die Gastgeberin ließ lange auf sich warten. Für den Empfang hatte Clare ihre jetzige beste Freundin engagiert, die sich in ihrer Rolle als perfekte Organisatorin viel zu ernst nahm und mit ihrem schier minutenweise durchgetakteten Gestaltungsplan für das  Wochenende die meisten recht schnell zu nerven anfing. Auch mich.

Soweit so gut. Bis hier fand ich Story nicht sonderlich interessant, geschweige denn spannend.

Doch dann, so ca. ab der zweiten Hälfte kam eine Wende und die Story entwickelte sich wesentlich rasanter und spannender als zuvor. Ein gut gemachter Schockmoment rüttelte mich wach und ich wollte unbedingt wissen, wie sich diese Geschichte denn nun erklären ließ.

Zunächst wurde alles ziemlich turbulent, Nora findet sich selbst im Krankenhaus wieder und kann sich an nichts mehr erinnern. Nur an eines erinnert sie sich: es gab einen Mord. Doch wer verübte ihn? Und wer war überhaupt das Opfer? Und warum eskalierte der Junggesellinnenabschied überhaupt derart fatal?

Die Auflösung fand ich interessant. Für meinen Geschmack aber einen Tick zu sehr konstruiert. Mir fehlte leider die hundertprozentige Überzeugung (mehr kann ich dazu nicht sagen – will ja nichts vorweg nehmen).

Julia Nachtmann als Sprecherin fand ich sehr gut. Sie hat eine angenehme dunkle Stimme, der man lange völlig unangestrengt zuhören kann.

Doch wie bewerte ich das nun insgesamt? Ein schwächelnder, sich für meinen Geschmack recht lange hinziehender Anfang, eine spannende Wende, die Schwung in die Geschichte bringt und mein Interesse über eine lange Strecke befriedigt, eine für mich nicht ganz glaubwürdige Auflösung, die zu konstruiert auf mich wirkt und zu guter letzt eine Sprecherin, die mir sehr gut gefallen hat.

Für die Sprecherin ist das ganz einfach. Sie bekommt klare 5 Pingus.

Bei der Geschichte war ich lange hin und her gerissen zwischen 3 und 4 Pingus. Letztendlich habe ich mich wegen des langen Anfangs und des für mich etwas unglücklich geratenen Endes für 3 Punkte entschieden. Auch waren mir einfach zu wenig wirklich sympathische Charaktere vorhanden, die mir zusätzlich meine Bindung zu der Geschichte erschwerten.

Sicherlich mag das die ein oder andere Hörerin anders empfinden. Dies gilt es wie immer, selbst herauszufinden.

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Herzlichen Dank an D>A<V für das Rezensionsexemplar.

Siehe auch:

T. R. Richmond – Wer war Alice

Wer war AliceBeschreibung
Ein herausragendes Thriller-Debut.

Alice Salmon ist erst fünfundzwanzig Jahre alt, als sie eines Morgens leblos in einem Fluss in Southhampton gefunden wird. Eigentlich wollte sie am Abend zuvor nur Freunde treffen – sie ahnte nicht, dass dies die letzten Stunden ihres Lebens sein würden. Aber was ist passiert? Ist sie wirklich ins Wasser gestürzt, weil sie zu viel getrunken hat? War es ein tragischer Unfall?

Die Nachricht ihres Todes verbreitet sich wie ein Lauffeuer, auch über Facebook und Twitter. Gleich werden Vermutungen angestellt: Über sie, ihr Leben und ihren Tod.
Auch ihr ehemaliger Professor Jeremy Cooke ist erschüttert. Wie ein Besessener versucht er herauszufinden, was in jener Nacht tatsächlich geschah. Jeder kleinsten Spur geht er nach und sammelt alles über Alice, was er finden kann. Aber warum ist er so engagiert?

Diese ungekürzte Hörbuch-Fassung wird Ihnen exklusiv von Audible präsentiert und ist ausschließlich im Download erhältlich.

Sprecher
Josefine Preuß, Walter Kreye, Regina Lemnitz, Tanja Fornaro, Jacob Weigert, Stefan Kaminski

Länge
12 h 34 m

Meine Meinung
Dieses Hörbuch finde ich sehr außergewöhnlich. Warum? Weil es ganz anders aufgebaut ist, als die meisten anderen Bücher. Es setzt sich aus sehr vielen Facebook-Einträgen, Tweets, Briefen, Tagebucheinträgen, SMS-Nachrichten etc. zusammen. Den roten Faden  dabei bildet der Professor mit seinem Buch, welches er über den Tod von Alice schreiben will.

Nach und nach gewinnt man also eine immer genauere Vorstellung davon, was denn nun mit Alice passiert ist – warum sie mit gerade mal 25 Jahren in dem Fluß endete.

Ich lauschte wie gebannt den einzelnen Abschnitten, die von sehr vielen unterschiedlichen Sprechern brillant in Szene gesetzt wurden. Hier und da gab es zwar auch kleine Längen, doch diese finde ich vernachlässigbar in Anbetracht der Gesamthandlung.

Die Sprecher fand ich durch die Bank weg sehr gut und passend gewählt. Und jeder einzelne hat eine hervorragende Leistung gebracht. Von mir gibt es somit ein deutliches Daumen hoch für dieses Hörbuch.

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Weitere Informationen
Weitere Informationen gibt es bei Audible.de. Und hier geht es direkt zur Hörprobe und zum Hörbuch: T. R. Richmond – Wer war Alice