Robert Menasse – Die Hauptstadt

Beschreibung
Wo die Fäden zusammenlaufen…

Fenia Xenopoulou, Beamtin in der Generaldirektion Kultur in Brüssel, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Sie soll das Image der EU-Kommission aufpolieren. Aber wie? Sie beauftragt den Referenten Martin Susman, eine Idee zu entwickeln. Die Idee nimmt Gestalt an – die Gestalt eines Gespensts aus der Geschichte.

David de Vriend dämmert in einem Altenheim seinem Tod entgegen. Als Kind ist er von einem Deportationszug gesprungen, der seine Eltern in den Tod führte. Nun soll er bezeugen, was er im Begriff ist zu vergessen. Auch Kommissar Brunfaut steht vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss aus politischen Gründen einen Mordfall auf sich beruhen lassen; und Alois Erhart, Emeritus der Volkswirtschaft, soll in einem Thinktank der Kommission Worte sprechen, die seine letzten sein könnten. Und was macht Brüssel? Es sucht einen Namen – für ein Schwein, das durch die Straßen läuft.

Sprecher
Christian Berkel

Länge
14 h 18 m

Meine Meinung
Während ein Schwein durch Brüssel rennt, wird ein Mann erschossen, David de Vriend verbringt die letzten Minuten in seiner leer geräumten Wohnung, bevor er ins Altenheim umzieht und Fenia Xenopoulou sitzt bereits an ihrem 2. Ouzo und wartet auf ihre Rettung in Form eines Liebhabers und Fürsprechers.

Zugegeben, das Buch beginnt gleich turbulent, viele Leute werden gleich zu Beginn vorgestellt und natürlich hat man hier noch nicht den blassesten Schimmer, was sie alle miteinander verbindet. Außer vielleicht die Sichtung eines Schweins.

Ich will hier gar nicht groß auf die Geschichte an sich eingehen, außer, dass sie absolut genial, kurzweilig und interessant geschrieben ist.

Die EU – für viele ein Dorn im Auge – doch am schlimmsten ist eindeutig die Kommission für „Kultur“. Sie genießt null Ansehen, verfügt  über kein Budget und Fenia soll das Image der „Kultur“ aufbessern. Keine leichte Aufgabe. Doch eine Idee entsteht. Doch ist sie auch wirklich gut?

Sehr schön fand ich auch die Story mit dem österreichischen Schweineverband, den Schweinsohren und China. Ich habe hier wirklich sehr gelacht. Doch nicht nur hier. Es gibt in „Die Hauptstadt“ wirklich sehr viele sehr humorvolle Stellen, die stellenweise durchaus etwas ironisch, gar sarkastisch herüber kommen. Ich fand das herrlich. Das hat genau meinen Geschmack getroffen. Sehr köstlich ist auch die Episode der deutschen Angora-Unterwäsche.

Am besten gefallen hat mir die Person Prof. Erhart. Besonders seine Abschlussrede vor dem ThinkTank fand ich beeindruckend und hat meinen Eindruck über seinen Charakter perfekt abgerundet. Doch auch die anderen sehr gut beschriebenen Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten, haben mir – jeder für sich – sehr gut gefallen. Ein buntes Sammelsurium an Menschen mit ihren Eigenarten, die alle sehr glaubhaft dargestellt wurden.

Doch das Buch ist nun kein Klamauk pur. Nein. Es ist gibt durchaus einen sehr guten Einblick, wie die EU funktioniert, agiert und wie frustrierend die Arbeit sein kann. Auch dass hier und da mal ein Mord vertuscht werden muss – ist klar.

Ich könnte hier noch endlos einzelne Episoden aus dem Buch erzählen, doch das würde zu weit gehen. Diesen Spaß sollte man sich wirklich selbst beim Hören gönnen.

Als ich gerade das Buch hörte, wurde der deutsche Buchpreis 2017 verliehen. Ich dachte mir: Ja, endlich hat den Preis mal ein Buch erhalten, das auch mir sehr gut gefällt.

Besonders hervorheben möchte ich hier auch noch den Sprecher Christian Berkel. Er hat die verschiedenen Sprachen und  Akzente spielerisch leicht und voller Überzeugung gesprochen. Das war bei diesem Buch gar nicht so einfach. Besser als Christian Berkel hätte man es wohl nicht machen können.

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Weitere Informationen
Weitere Informationen gibt es bei Audible.de. Und hier geht es direkt zur Hörprobe und zum Hörbuch: Robert Menasse – Die Hauptstadt

Tess Gerritsen – Totenlied

TotenliedBeschreibung
Verstörend, tragisch, tödlich – der neue Thriller von Tess Gerritsen.

Von einer Italienreise bringt die Violinistin Julia Ansdell ein altes Notenbuch mit nach Hause. Es enthält eine bislang völlig unbekannte Walzerkomposition. Julia ist fasziniert von dem Stück, doch jedes Mal, wenn sie es spielt, geschehen merkwürdige Dinge. Etwas Bösartiges geht von dem Walzer aus, etwas, das das Wesen von Julias dreijähriger Tochter auf beunruhigende Weise zu verändern scheint. Weil niemand ihr glaubt, reist Julia heimlich nach Italien, um nach der Herkunft der mysteriösen Komposition zu forschen…

Inklusive Incendio, der Melodie aus dem Roman, komponiert von Tess Gerritsen.

Diese ungekürzte Hörbuch-Fassung wird exklusiv von Audible präsentiert und ist ausschließlich im Download erhältlich.

Sprecher
Mechthild Großmann

Länge
9 h 22 m

Meine Meinung
Ich bin nun nicht der größte Fan von Tess Gerritsen. Eigentlich fand ich bisher nur „Die Chirurgin“ wirklich toll, doch dieses Buch hier hat mich dann doch sehr überrascht. Sehr positiv überrascht! Denn solch eine Geschichte hätte ich von Tess Gerritsen gar nicht erwartet.

Zunächst wähnt man sich in einem „normalen“ Thriller. Denn immer wenn ein bestimmtes Lied gespielt wird, passiert etwas seltsames, etwas schlimmes. Das klingt mysteriös, ist es auch. Julia sucht nach Erklärungen… und ab hier wird die Story wirklich toll! Denn sie trägt einen zurück nach Italien in die Zeit des zweiten Weltkriegs.

Ich möchte nun diese zwei Zeitebenen gerne getrennt betrachten:

Die Geschichte der aktuellen Zeit mit Julia, ihrem Mann und ihrer Tochter Lilli fand ich – wie soll ich sagen – etwas lau. Ich fand diesen Part recht typisch für Tess Gerritsen.

Doch die Geschichte aus Italien, mit den beiden Protagonisten Lorenzo und Laura, fand ich derart gut geschrieben, dass ich sehr oft mit Gänsehaut da saß und lauschte.  Lorenzo ist Jude, Laura nicht. Beide lieben die Musik, üben gemeinsam für einen Auftritt. Doch die politische Lage macht ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Tess Gerritsen hat diesen Part der Geschichte äußerst einfühlsam und mit viel Wissen um die Geschehnisse damals geschrieben. Man zweifelt keine Minute an den Schilderungen, weiß man doch selbst, wie es unter der Nazi-Herrschaft damals zuging.

Eben dieser Aspekt, dass die Geschichte aus der Perspektive der beiden Jugendlichen Lorenzo und Laura erzählt wurde, machten die Story so extrem berührend. Mit hatte das unheimlich gut gefallen. Und müsste ich nur diesen Teil des Buches bewerten, so bekäme er 5 Pingus mit Herzchen – sprich, er käme auf meine Bestenliste.

Doch es gibt ja noch den Part aus der Gegenwart, den ich ja – wie bereits oben erwähnt – nicht so besonders fand. Doch ohne ihn hätte die ganze Geschichte ja nicht funktioniert. Vielleicht hätte man auch einen anderen, besseren Aufhänger finden können, aber Tess Gerritsen hat sich für diesen Weg entschieden. Und letztendlich waren die beiden Geschichten im Zusammenspiel dann auch wieder gut, so dass ich der Geschichte insgesamt gute 4 Pingu-Punkte geben kann.

Anders sieht es bei der Sprecherin aus. Mechthild Großmann finde ich als alleinige Sprecherin für ein Buch einfach immer eine Zumutung. Sie ist sicherlich ganz großartig in Hörspielen, in denen sie eine bestimmte Charakter-Rolle übernimmt. Aber dieser Frau über Stunden zuzuhören – also ich kann das ohne Nervenzusammenbruch nicht.

Auch hier hatte ich natürlich wieder meine Schwierigkeiten mit ihr. Doch mit 1,25-facher Abspielgeschwindigkeit war der Erzählfluss und die Stimme dann einigermaßen ok für meine Ohren.

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Weitere Informationen
Weitere Informationen gibt es bei Audible.de. Und hier geht es direkt zur Hörprobe und zum Hörbuch: Tess Gerritsen – Totenlied

Siehe auch: