Beschreibung
Wo die Fäden zusammenlaufen…
Fenia Xenopoulou, Beamtin in der Generaldirektion Kultur in Brüssel, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Sie soll das Image der EU-Kommission aufpolieren. Aber wie? Sie beauftragt den Referenten Martin Susman, eine Idee zu entwickeln. Die Idee nimmt Gestalt an – die Gestalt eines Gespensts aus der Geschichte.
David de Vriend dämmert in einem Altenheim seinem Tod entgegen. Als Kind ist er von einem Deportationszug gesprungen, der seine Eltern in den Tod führte. Nun soll er bezeugen, was er im Begriff ist zu vergessen. Auch Kommissar Brunfaut steht vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss aus politischen Gründen einen Mordfall auf sich beruhen lassen; und Alois Erhart, Emeritus der Volkswirtschaft, soll in einem Thinktank der Kommission Worte sprechen, die seine letzten sein könnten. Und was macht Brüssel? Es sucht einen Namen – für ein Schwein, das durch die Straßen läuft.
Sprecher
Christian Berkel
Länge
14 h 18 m
Meine Meinung
Während ein Schwein durch Brüssel rennt, wird ein Mann erschossen, David de Vriend verbringt die letzten Minuten in seiner leer geräumten Wohnung, bevor er ins Altenheim umzieht und Fenia Xenopoulou sitzt bereits an ihrem 2. Ouzo und wartet auf ihre Rettung in Form eines Liebhabers und Fürsprechers.
Zugegeben, das Buch beginnt gleich turbulent, viele Leute werden gleich zu Beginn vorgestellt und natürlich hat man hier noch nicht den blassesten Schimmer, was sie alle miteinander verbindet. Außer vielleicht die Sichtung eines Schweins.
Ich will hier gar nicht groß auf die Geschichte an sich eingehen, außer, dass sie absolut genial, kurzweilig und interessant geschrieben ist.
Die EU – für viele ein Dorn im Auge – doch am schlimmsten ist eindeutig die Kommission für „Kultur“. Sie genießt null Ansehen, verfügt über kein Budget und Fenia soll das Image der „Kultur“ aufbessern. Keine leichte Aufgabe. Doch eine Idee entsteht. Doch ist sie auch wirklich gut?
Sehr schön fand ich auch die Story mit dem österreichischen Schweineverband, den Schweinsohren und China. Ich habe hier wirklich sehr gelacht. Doch nicht nur hier. Es gibt in „Die Hauptstadt“ wirklich sehr viele sehr humorvolle Stellen, die stellenweise durchaus etwas ironisch, gar sarkastisch herüber kommen. Ich fand das herrlich. Das hat genau meinen Geschmack getroffen. Sehr köstlich ist auch die Episode der deutschen Angora-Unterwäsche.
Am besten gefallen hat mir die Person Prof. Erhart. Besonders seine Abschlussrede vor dem ThinkTank fand ich beeindruckend und hat meinen Eindruck über seinen Charakter perfekt abgerundet. Doch auch die anderen sehr gut beschriebenen Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten, haben mir – jeder für sich – sehr gut gefallen. Ein buntes Sammelsurium an Menschen mit ihren Eigenarten, die alle sehr glaubhaft dargestellt wurden.
Doch das Buch ist nun kein Klamauk pur. Nein. Es ist gibt durchaus einen sehr guten Einblick, wie die EU funktioniert, agiert und wie frustrierend die Arbeit sein kann. Auch dass hier und da mal ein Mord vertuscht werden muss – ist klar.
Ich könnte hier noch endlos einzelne Episoden aus dem Buch erzählen, doch das würde zu weit gehen. Diesen Spaß sollte man sich wirklich selbst beim Hören gönnen.
Als ich gerade das Buch hörte, wurde der deutsche Buchpreis 2017 verliehen. Ich dachte mir: Ja, endlich hat den Preis mal ein Buch erhalten, das auch mir sehr gut gefällt.
Besonders hervorheben möchte ich hier auch noch den Sprecher Christian Berkel. Er hat die verschiedenen Sprachen und Akzente spielerisch leicht und voller Überzeugung gesprochen. Das war bei diesem Buch gar nicht so einfach. Besser als Christian Berkel hätte man es wohl nicht machen können.
Weitere Informationen
Weitere Informationen gibt es bei Audible.de. Und hier geht es direkt zur Hörprobe und zum Hörbuch: Robert Menasse – Die Hauptstadt