Beschreibung
Mord in der Berliner Staatsoper: der berühmte italienische Tenor Malfitano wird im dritten Akt von Puccinis Tosca erschossen. Der Täter: ein stadtbekannter Klavierstimmer und Meister seines Fachs, der schon in Karajans Diensten stand. Wie konnte es zu diesem unfassbaren Geschehen kommen? Die Kinder des „Mörders“, die Zwillinge Patrice und Patricia, reisen überstürzt nach Berlin. Jahre zuvor waren sie vor ihrer inzestuösen Liebe an verschiedene Enden der Welt geflohen. Ihr Wiedersehen und die unbegreifliche Schuld des Vaters führen zu einer radikalen Umkehr. Während sie schreibend ergründen, was ihren Vater, der eigentlich ein glückloser Opernkomponist war, zur Waffe greifen ließ, begegnen sie einander in einem befreienden Akt des Erinnerns.
Spannend wie in einem Krimi lotet Mercier in dieser Familientragödie einmal mehr das Psychodrama radikalen Scheiterns aus.
Sprecher
Boris Aljinovic, Marlen Diekhoff, Ulrike Grote
Länge
7 h 58 m
Meine Meinung
Eine weitere Meisterleistung von meinem „Liebling“ Pascal Mercier. Wieder geht es um gescheiterte Existenzen, um das Reden oder besser Nichtreden – also das Unausgesprochene, das Verborgene im Menschen. Pascal Mercier versteht es wie kein anderer, menschliche Schicksale zu schildern.
Eine ganz normale Familie wie es scheint: ein Vater, eine Mutter und zwei Kinder – Zwillinge, Patrice und Patricia. Letztere reisen geschockt zurück nach Berlin, nachdem sie erfahren haben, dass ihr Vater wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Ihr Vater! Das kann doch nicht sein!
Die Geschichte wird in einer wundervollen Sprache aus der Perspektive der vier Protagonisten erzählt. Und was sich einem hier Stück für Stück offenbart, ist so abgründig, so verstörend und so verständlich zugleich, dass es mir wirklich schwer fällt, die richtigen Worte zu finden. Vielleicht trifft es diese Redewendung am Besten: „Es menschelt sehr“!
Dieses Hörbuch sollte man an einem Vormittag beginnen. Denn – wirklich – man kann es nicht mehr aus den Ohren nehmen, bis man das Ende gehört hat. Und selbst dann begleitet es einen weiter und weiter und lässt einen so schnell nicht wieder los.
Pascal Mercier vermag es, seinen Geschichten eine einzigartige Intensität zu geben. Jeder Satz sitzt, jedes Wort ist genauestens ausgewählt, die Sprache ist wortgewaltig und überwältigend präzise. Das ist für mich Literatur vom Feinsten. Das liebe ich.
Die Sprecher waren auch wunderbar ausgewählt. Jeder passte sehr gut in seine Rolle und transportierte die Gefühle entsprechend sorgsam.
Fazit: absolut empfehlenswert
Weitere Informationen
Eine Hörprobe sowie weitere Informationen gibt es bei Audible.de
Und hier geht es direkt zum Hörbuch: Pascal Mercier – Der Klavierstimmer
Siehe auch:
- Nachtzug nach Lissabon – Pascal Mercier
- Lea – Pascal Mercier
- Wie wollen wir leben? – Peter Bieri
- Perlmanns Schweigen – Pascal Mercier
- (Der Klavierstimmer) – Pascal Mercier