Beschreibung
Die schleichende Gefahr – wie Langeweile und Unterforderung bei der Arbeit krank machen. Burnout kennt jeder – aber was ist Boreout? Die Autoren Philippe Rothlin und Peter Werder beschreiben anschaulich das weit verbreitete, aber bisher totgeschwiegene Phänomen: Boreout durch Desinteresse, Langeweile und Unterforderung am Arbeitsplatz. Die Auswirkungen sind eindeutig: Unzufriedenheit, ständige Müdigkeit und Verlust der Lebensfreude. Das Erschreckende dabei: Es kann jeden von uns treffen, der sich im Job unterfordert oder schlicht »fehl am Platze« fühlt. Diagnose Boreout ist ein Buch für alle, die aktiv und offensiv mit dem neuen Phänomen umgehen wollen. Neues Phänomen in der Arbeitswelt: Boreout. Erste Publikation über dieses Thema. Konkrete Ansätze für Betroffene.
Verlag
Redline Verlag
Seiten
131
Meine Meinung
Selten habe ich mich bei der Lektüre eines Sachbuchs so aufgeregt! Denn es ist meiner Meinung nach sehr einseitig beschrieben, man könnte zu dem Schluss kommen: bist doch selbst Schuld an deiner Lage und machst auch noch alles, damit es ja so bleibt! Also so was…
Der unternehmerische Aspekt und auch die Verantwortung seinen Mitarbeitern gegenüber wird hier nur wenig beleuchtet und wenn dann nur mit so dubiosen Aussagen, dass der Chef halt die Sahnestückchen für sich behält und den schundigen Rest auf sein Team verteilt… Und dass es im Team halt immer Leute gibt, die viel arbeiten und andere die wenig arbeiten und dann quasi die Spirale anfängt: die, die viel arbeiten bekommen irgendwann ein Burnout, die, die eh nicht viel arbeiten, bekommen irgendwann ein Boreout. Also jetzt mal so ganz lapidar auf den Punkt gebracht. Tz. Da kann ich mich nur wundern…
Und auf die Möglichkeit, dass man das Thema bei seinem Chef bereits angesprochen hat, er zunächst aber nichts ändern konnte, dann aber, als es möglich war, sofort reagiert hat und wirklich interessante Arbeit an den Mitarbeiter delegiert hat, dieser Mitarbeiter aber immer noch leidlich unterfordert ist, weil die gesamte Arbeitszeit pro Tag vielleicht 2 oder 3 Stunden beträgt, auf solche Varianten sind die beiden Herren Autoren bei ihren Recherchen nicht gestoßen. Oder dass einem der Job Spaß macht, und man wirklich gerne mehr arbeiten würde, aber es die Firmensituation einfach nicht hergibt – nun auch das wurde nicht angesprochen.
Vielmehr wurde über die wirklich ausgeklügelten Strategien, wie man sich als Boreout-Betroffener möglichst jegliche Arbeit vom Hals hält, immer und immer wieder berichtet. Man könnte meinen, „Boreoutler“ seien sie faulsten Menschen, die überhaupt auf der Welt herumlaufen. Aber halt stopp, nein, Boreoutler sind ja nicht von Natur aus faul, sie wurden ja nur faul gemacht. Also so ein Quatsch. Ok, das mag für den einen oder anderen zutreffen. Aber mit Sicherheit nicht auf alle.
Es wird hier als Quintessenz an die Eigenverantwortung appelliert. Und wenn das auch nicht hilft, wenn man es gar nicht mehr aushalten könne, solle man kündigen. Super Tipp! Und dann? Was soll man bitte tun, wenn man nicht mehr der oder die Jüngste ist? Wenn man seinen Lebensunterhalt komplett alleine erarbeitet und wenn man sich ein Studium oder eine andere Lehre finanziell nicht leisten kann? Tja. Schweigen im Walde – bzw. im Buch.
Mir waren in diesem Buch eindeutig zu viele Schubladen. Wenig Beleuchtung von allen Seiten und schon gar nichts war von den „konkreten Ansätzen für Betroffene“ zu bemerken.
Außerdem haben Werder und Rothlin sich eine fiktive Person namens Alex ausgedacht. Und durch die Schilderungen aus Alex’ Sicht wurde dieses meiner Meinung nach durchaus ernstzunehmende Thema stellenweise fast in die Lächerlichkeit gezogen.
Und die ganzen Tippfehler fand ich auch echt nervig und die ständigen Wiederholungen sowieso… Inhaltlich hätte man das Buch auf geschätzte 70 Seiten bringen können, hätte man die Redundanzen einfach weggelassen.
Fazit: ganz nett
Siehe auch:
- (Philippe Rothlin/Peter R. Werder – Diagnose Boreout – Warum Unterforderung im Job krank macht)
- Angela Winter – BOREout SchachMATT – Die Kunst der Zerstörung
- Daniel Beye – Innere Kündigung durch Bore-Out?
- Ralf D. Brinkmann – Kurt H. Stapf – Innere Kündigung – Wenn der Job zur Fassade wird
(Anmerkung: überarbeitet am 14.07.2011)